Wer hat schon einmal geschnitzt?
Wer hat Angst vorm Schnitzen?
Was ist Grünholz?
Mit diesen Fragen begann die Einführung und Vorstellung von Michel Heuberger und seinem Grünholzmobil. „Nicht Regeln, sondern Holz ist die wichtigste Grundlage zum Starten!“ betonte er.
Das Grünholzmobil präsentierte sich in Form eines kleinen, beeindruckenden Zirkuszelts, das eine Woche lang auf der Wiese hinter der Maria-Victoria-Schule aufgebaut war. Es diente als Ort des Handwerks, der Kreativität und des Lernens für die SchülerInnen der 2. Klassen der Naturparkschule aus Ottersweier und Unzhurst. Und gelernt haben sie so einiges – über die Natur, Holz, über den Umgang damit und miteinander, dass auch Fehler wichtig sind und Pausen machen umso mehr.
Im Grünholzmobil, der „rollenden Werkstatt“, ging es um das Bearbeiten von grünem, frischem Holz: Haselnuss, das den Eichhörnchen Nutella zur Verfügung stellt, und Holunder, den man an dem weißen Punkt (dem Mark) in der Mitte erkennt, sind besonders geeignet. Das Holz zeigt oft schon von sich aus durch die Grundform, was daraus werden kann – vom Zylinder über das Rechteck bis zum Kreis.
…dann gab es doch noch ein paar Regeln: „Jeder muss auf sich selbst gut aufpassen und Eigenverantwortung übernehmen. Alle passen auf alle auf und man ruft „Stopp“, wenn etwas falsch gemacht wird.“ Während des Vormittags in der Grünholzwerkstatt stand das Erlernen von Techniken der Grünholzbearbeitung im Vordergrund. Die SchülerInnen durften nach einer gründlichen Einführung selbst entscheiden, was sie herstellen wollten und bekamen für die Umsetzung individuelle Unterstützung von Michel Heuberger. Er erklärte zuerst die Funktion und richtige Nutzung der Werkzeuge – von der Säge mit den Sägeböcken, über Schnitzmesser, Schnitzbänke, Ziehmesser, Spaltklingen und Bohrer. An einem beeindruckenden Beispieltisch, der eine Ausstellung von Holzwerken zeigte, konnten sich die Kinder anschließend inspirieren lassen. Im Laufe des Vormittags entstanden so Holz-Blumen, spitze Speere, Pfeifen, schön verzierte Wanderstöcke, Löffel, große Holzhämmer und kleine Kreisel. Michel Heuberger traute den Kindern viel zu und die wuchsen förmlich über sich hinaus. Wenn jemand einen Fehler gemacht hatte, ging er zum „Fehlervogel“, erzählte ihm, was passiert war und was er daraus gelernt hatte. Der Fehlervogel hörte gut zu und nickte freundlich – denn Fehler sind da, um daraus zu lernen.
Wo gesägt, geschnitzt und gebohrt wurde, da blieb ein kleines Pflaster, oder auch mal zwei, nicht aus. Michel erklärte, dass Verletzungen oft Zeichen dafür sind, dass man unkonzentriert ist und eine Pause braucht. Er ermutigte die Kinder auch, sich gegenseitig zu helfen und bei Bedarf zu korrigieren.
Zum Abschluss kamen alle SchülerInnen wieder im Schnitzkreise zusammen, um stolz die hergestellten Werkstücke zu präsentieren. Dabei wurde auch ein Fazit des Vormittags gezogen. Michel Heuberger bestärkte die Kinder darin weiter zu schnitzen – sein Tipp: „seid geduldig, denn ihr werdet alle noch ungefähr 80 Jahre Zeit haben, um zu schnitzen.“
Das Modul „Grünholzmobil“ verband handwerkliches, wertschöpfendes Arbeiten und Spaß miteinander. Die SchülerInnen lernten nicht nur verschiedene Schnitztechniken und den Umgang mit den Werkzeugen und Grünholz, sondern sie lernten auch sich selbst einzuschätzen und Verantwortung zu übernehmen. Nebenbei wurden auch die Gemeinschaft und das Miteinander gestärkt.
Die Maria-Victoria-Schule Ottersweier und die Grundschule Unzhurst sind als zertifizierte Naturparkschulen anerkannt. Das bedeutet, dass jede Klasse im Laufe des Schuljahres zwei Vormittage außerhalb des Klassenzimmers verbringt, um die Natur direkt zu erleben.
Ein großes Dankeschön geht an Michel Heuberger und alle die zum Erfolg des Vormittags beigetragen haben.