Die Maria-Victoria-Schule Ottersweier und die Grundschule Unzhurst sind als zertifizierte Naturparkschulen anerkannt. Das bedeutet, dass jede Klasse im Laufe des Schuljahres zwei Vormittage außerhalb des Klassenzimmers verbringt, um die Natur direkt zu erleben. Im April haben die ersten Klassen aus Ottersweier und Unzhurst einen Lerngang nach Walzfeld unternommen, um den Schafhalter Herrn Zoike zu besuchen. Begleitet wurden sie dabei von den Lehrerinnen und der Modul-Partnerin Renate Höß.
Zunächst trafen wir uns an der Schule und machten uns auf den Weg nach Walzfeld zur Familie Zoike, die uns herzlich und geduldig empfing und auf die vielen Fragen der Kinder einging. Der Fußweg führte uns entlang von Bächen, Feldern und grünen Wiesen, bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel. Renate Höß, unsere Modul-Partnerin, erklärte den Schülern und Schülerinnen unterwegs viele interessante Dinge. Sie erfuhren, dass das Wiesenschaumkraut, auch Kuckucksblume genannt, im Frühling frisch und saftig schmeckt. Die Schülerinnen und Schüler lernten neben dem Wiesenschaumkraut auch den Gundermann, die rote Taubnessel, Ampfer (dessen Blätter gut zur Kühlung der Stirn geeignet sind) und den Spitzwegerich, der als „Wiesenpflaster“ gegen Stiche und Verbrennungen dient. Neugierig und wissbegierig kam den Kindern der Weg nach Walzfeld gar nicht so lang vor, vor allem, weil wir unterwegs noch Rehe beobachten konnten. Bei der Familie Zoike gab es zunächst eine wohlverdiente Vesperpause zur Stärkung nach dem langen Marsch. Danach durften die Kinder endlich die Schafe mit ihren zuckersüßen Lämmern begrüßen. Die Mama-Schafe passten gut auf ihre Lämmer auf, und die Kinder waren leise und vorsichtig. Schäfer Zoike, der Experte für Schafe, beantwortete alle Fragen, die die Schüler*innen vorbereitet hatten, und gab viele Informationen über die Tiere weiter. Wir erfuhren, wie alt Schafe werden können, was sie fressen, was man aus ihrer Wolle macht und wie viel ein Schaf wiegt. Schafe haben nur im Unterkiefer Zähne und rupfen damit das Gras ab, das sie am liebsten fressen – im Winter gibt es Heu. Sie wiegen durchschnittlich 60 kg und können bis zu 20 Jahre alt werden. Ein Schaf hat vier Mägen und wiederkäut, wenn es liegt, um das Futter optimal zu verwerten. Wenn die Lämmer mit dem Schwanz wackeln, wissen wir, dass sie trinken. Die Mama-Schafe lecken ihre Lämmer, um sie zum Trinken zu animieren. Hier wurde das schulisch Gelernte durch die reale Begegnung mit den Schafen ergänzt.
Bei der Familie Zoike hat jedes Schaf einen Namen; sie sind Familienmitglieder und haben Vertrauen! Deshalb durften die Kinder ins Gehege und sogar die Lämmer streicheln. Durch den hautnahen Kontakt mit den Schafen, gelang es den Jungen und Mädchen, vielfältige Erfahrungen mit den Tieren zu sammeln. Zur Belohnung gab es für die Tiere getrocknetes Brot als Leckerlis!
Danach folgte etwas Theorie zum Thema Wolle: Das riesige Schaffell vom Bock Olaf wurde begutachtet. Renate Höß gab uns einen ersten Überblick über die Weiterverarbeitung der Schafwolle. Zuerst wird das fettige und dreckige Wollvlies gewaschen, dann wird die Wolle gekämmt, der Prozess wird „Kardieren“ genannt. Anschließend wird die saubere und kardierte Wolle zu Faden gesponnen. Früher verwendete man dafür eine Spindel.
Wieder zurückgekehrt ins Klassenzimmer führte Frau Höß das Spinnen mit dem Spinnrad praktisch vor. Die Schüler*innen erfuhren auch, was man noch mit Wolle und Faden machen kann: Filzen, Stricken, Häkeln und Weben. Sie lernten, dass man nicht nur Schafwolle, sondern auch Wolle von Kamelen, Alpakas, Lamas und sogar von Hunden spinnen kann – zur Überraschung vieler Schüler*innen. Hundewolle wird zum Beispiel in Sibirien benutzt, weil sie viel wärmer ist als Schafwolle. Zum Schluss durften alle Schülerinnen und Schüler in Partnerarbeit von Hand aus einem Stück kardierter Wolle einen Faden spinnen und ein Glöckchen als Highlight daran festbinden. Eine schöne Erinnerung an den Lerngang “Vom Schaf zur Wolle“.
Vielen herzlichen Dank an das Ehepaar Karl und Anneliese Zoike und Renate Höß für die unvergesslichen und lehrreichen Vormittage mit den Schafen!